Tag 1: Wenn Engerl reisen…
und damit ist es jetzt amtlich: Ich bin kein Engerl. Anreise mit dem Zug bis Wörgl und beim Aussteigen schaut das Wetter nicht ganz optimal aus. Ich richt also die Regenjacke damit ich sie später griffbereit habe. Alles montiert, los geht’s… mit dem Regen. Macht nix, die Regenjacke liegt ja bereit. 28 km flach am Radweg bis Jenbach und dann geht’s rauf zum Achensee – lässig. Kurze Regenpause und Fotos schießen.
Dann geht’s weiter rauf auf der Mautstraße und dann auf den Plumssattel. Kann man kennen, muss man aber nicht. Ich kenn ihn jetzt. Morgen eher nicht mehr.
So, wieder runter und bei Regen, der manchmal von Starkregen abgelöst wird, rauf zum Karwendelhaus. Grober Schotter – anstrengend. Manchmal lassen die Wolken einen Blick auf die Berge zu – gewaltig.
Ich bin jetzt nach ca. 80 km und gut 2000 Höhenmetern am Karwendelhaus mit genau gar keinem Netz und eh klar auch ohne Internetz. Essen war gut und um 19:30 Uhr hat der Hüttenwirt in der Mitte der Hütte Platz genommen und den Wetterbericht für morgen verlesen. Regen und Schnee über 2400 m. Dann hat er alle möglichen Wanderungen mit den diversen Zielen durchbesprochen und jeweils eine Risikoabschätzung abgegeben. Außerdem hat er die realistischen Gehzeiten angegeben. Bei einer 10 Std. Wanderung hat er eine Alternative über weniger hohes Gelände angeboten und diese Alternative dringend empfohlen. Danach hat er an jedem Tisch gefragt, ob noch jemand was wissen will. Cool. Mir is es eh eher wurscht, i fahr morgen erst einmal runter und zu Mittag soll es ja eh schöner werden. Außerdem fahr i dann ja Richtung Süden. Obwohl: Tageshöchsttemperatur hier auf 1800 Metern ist morgen 5 Grad. Eh plus, aber i überleg trotzdem gerade ob i ned doch eine lange Hose oder Beinlinge mitnehmen hätte sollen. Aber i fahr ja in den Süden…
Tag 2: Abstecher in die Schweiz
Nein, geplant war das so nicht, dass ich jetzt da in der Schweiz sitze. Ganz und gar nicht. Verfahren und zwar: und wie! 20 km auf den falschen Anstieg gerollt. Aber ist eh auch schön da. Der Reihe nach: In der Früh geht’s los – nachdem es in der Nacht so richtig geregnet hat – nieselt es jetzt gerade a bisserl. Jacke, Handschuhe, Helm und los geht’s. Nach 10 Minuten setzt Regen ein und nach einer halben Stunde schüttet es aus Kübeln. Das echt coole Panorama lässt alles vergessen. Tal erreicht – Scharnitz.
Ab Mittag kommt die Sonne raus und ich rolle den Innradweg entlang bis Landeck. Jetzt geht’s rauf nach Nauders. In irgendeiner Ortschaft mit riesiger Baustelle kauf ich mir eine Jause beim Spar. Nach Nauders sind´s noch 20 km. Nach gut 10 km kommt ein Schild: Nauders 18 km. Aha, irgendwas hats da. I bin wohl nach der Baustelle einen Umweg gefahren, obwohl eh alles gut beschildert ist. Apropos, mein Lieblingsschild hab ich auch fotografiert.
Ich fahr ohne Navi, weil es piepst und nervt und der Weg ist ja top beschildert. Bis zum Schild Nauders 13 km. Dann ein steiler Anstieg zu einer Straße rauf und dann… aus. Nix mehr beschildert, gar nix. Außer: willkommen in der Schweiz. Also nix googeln, weil Roaming ist teuer in der Schweiz. Ich fahr bergauf und dann kommt eine Abzweigung mit Samnaun (i glaub des passt und bergauf geht’s auch) und St. Moritz (da war i schon und des is fix falsch). I fahr also ned nach St. Moritz, sondern Richtung Samnaun. 20 km bergauf und da bin i jetzt. Immer noch in der Schweiz. St. Moritz wär richtig gewesen. Obwohl irgendwo vorher hat auch schon was ned passt. Naja is auch schön da und morgen muss i halt weiter fahren als geplant. Is ned tragisch weil die 20 km zur Kreuzung zurück sind eher viel bergab. Heute waren´s 145 km und 2500 Höhenmeter. Juhu.
Morgen geht’s nach Livigno.
Tag 3: Panorama, Panorama
Kalt wars in der Nacht, richtig kalt. Irgendwann denk i mir i mach a Morgensession zum Aufwärmen. Also ned Aufwärmprogramm vorm Radeln, sondern losfahren. I starte um 5 Uhr los. Naja, bei 2 Grad in der kurzen Hose bei fast 20 km bergab wirds ned richtig warm. Aber was solls. Lange Hose oder Beinlinge sind ja ned mit am Weg südwärts.
Zu Glück geht’s rauf auf den Reschenpass und da wird mir warm. Dann geht’s weiter nach Santa Maria in der Schweiz. Geplanter Weise. I schalt das Navi nicht mehr aus, wurscht wieviel des piepst. Es sekkiert mich zwar öfters aber i bin ans Ziel gekommen. Also Schweiz. Rauf auf das „Döss Radond“ auf 2234 m und da ist es richtig schön.
Herunter zum Livignosee – leer. Wassermangel und dann zum Campingplatz in Livigno – voll. Shit. Kein Platz frei? Nein, einer schon. Meiner. Hab nämlich reserviert. So geht das. Dann ab ins Dorf und Pizza essen, dann ein Eis und eine Hose kaufen – sicher nicht. Wer schleppt des Zeug denn mit? Prognose für heute Nacht: Kühl. Livigno liegt höher als Samnaun. Shit. Heute waren´s dann 104 km und 2300 Höhenmeter.
Ein bisserl einen Schreck hab i da am Campingplatz auch gehabt. I hab ja im Dunkeln zusammengepackt in der Früh. Jetzt schüttel i alles aus der Satteltasche (Arschrakete genannt) heraus. Also das Zelt. Leg es auf, will das Gestänge einfädeln und was ist? Nix Gestänge – ist nicht da. Shit, im dunklen beim Einpacken übersehen. Fort ist es. Weg. I Bau einfach das Zelt übers Radl – geht sicher. Aber vorher durchsuch i die Arschrakete noch einmal. Da ist es ja, hat sich mit dem Handtuch ganz hinten verzwickt und nicht rausschütteln lassen. Na sowas. Also ist alles gut. Pizza und Eis waren besonders gut!
Tag 4: In der Kürze liegt die Würze
Na wenn i das gewusst hätte. Da plan i gestern noch ewig lang herum damit i ned das bergauf zurückfahren muss, was i gestern gedownhillt bin – is sehr, sehr steil und meine Bremsscheiben glänzen jetzt in schwarz – ja, deshalb hab i umgeplant. Nach Bormio geht’s nämlich wieder ein Stück retour. Also umgeplant. Eine Runde um Livigno und dann nach Bormio. Quasi Kurzetappe. Aber die Runde mit 10 % Steigung angegeben hats in sich. Anstieg auf der Schipiste, nix unter 20 % Steigung, dann schickt mich das Navi entgegen einer Downhill Strecke. Geht natürlich nicht, ist eh ein Verbotsschild dort. Weiter auf der Schipiste. Diretissima (schreibt man das so?) und nicht in Serpentinen. Naja, irgendwann bin i oben. Hab viel schieben müssen. Oben gibt’s einen Apfelstrudel mit Cappuccino zur Belohnung. Oben ist übrigens bei der Seilbahnstation. Sitzen einige Mountainbiker da. Alle mit Downhillbikes und alle mit der Gondel raufgefahren. Das sowas a geht?! Rein optisch pass i eh fast zu den Downhillern mit meiner Bikehose. Hab nämlich eine Mountainbikehose und da braucht man einen Gürtel. I find den aber nicht mehr. Ist aber echt lässig die Hose mit Taschen und Belüftungsschlitzen. Kurzum lässig aber ohne Gürtel hält die beim Wiegetritt ned lange und i schau so aus wie die coolen, lässigen Downhiller – dabei hab i mir seit der Gürtel weg ist eh viele Chips und Süßigkeiten reingehaut. I will halt sparen und keinen neuen Gürtel kaufen. Der fehlt übrigens seit letzten Sommer und die Hose hält ohne noch immer ned.
So, bergab war´s genauso schwierig wie bergauf. Technisch, steil, Geröll und meine Bremsen im A… Laut aber Bremswirkung eher mickrig. Eigentlich weg. Da muss i reparieren. Später. Aber so war´s schon lässig. Coole Trails, schöne Aussicht. Bewölkt halt und eher kein Fotowetter. Aber für mich lässig.
I bin dann noch über den Passo Eira mit 2208 Meter und den Passo Foscagno mit 2291 Metern geradelt. Dann runter nach Bormio. Da bin i jetzt. Bin um 15:30 Uhr angekommen. Kurzetappe. Aber Hallo, 42 km und laut Tacho 1300 Höhenmeter haben noch nie so wehgetan. Die Höhenmeter stimmen eh ned, weil der Tacho beim Schieben meistens auf Stopp geht. Und geschoben hab i viel. Nach Bormio gibt’s ewig weit nix zum Campen. Also früh aufhören und Rad reparieren (Bremsbeläge hinten tauschen, Schaltung reinigen, Gänge einstellen), Wäsche waschen, weitere Route am Handy planen und mit Unterkünften abstimmen. Also Wartungs- und Planungsarbeiten waren angesagt. Das macht (sagt) man so, um nicht zu sagen, dass die Beine schwach sind und der Körper nicht mehr kann. Morgen kann er sicher wieder. Des Radl herrichten und weitere Route planen dauert ewig. Als i fertig bin ist es 18 Uhr und i geh zum Pizzaessen. Beim Warten schreib i am Blog. I wart aber eh ned so lang wies ausschaut.
Als Abendessen gibt´s Pizza. Verdient hab ich sie mir, auch wenn es nach wenig Radfahren ausschaut heute. Anstrengend wars vor allem auf der Schipiste. Bin jetzt ca. 4 km vor Bormio auf einem kleinen lässigen Campingplatz. Morgen wird wieder geradelt. Juhu! Wenn die Beine schmerzen und der Körper schwächelt, dann kannst lesen, dass die Bremsen oder die Gangschaltung eine lange Strecke leider nicht zugelassen haben. 😉
Tag 5: Auf´n Gavia auf an Cappuccino…
…oder aber „gute Beine – gute Aussicht“. Aber i will ja nix vorwegnehmen.
Ha, aufgewacht, zwar a bisserl ausgekühlt, aber hochmotiviert. Heute geht’s auf´s Dach der Tour. Gaviapass – steht schon lange auf meiner to-bike Liste. 1400 Höhenmeter geht’s in einem rauf auf 2652 Meter. Die Schaltung spinnt. I dreh lange herum und irgendwann ist ein Kompromiss aus Funktion und Zufriedenheit gefunden. Also aufi. Ich fahr und meine Beine sind gut. Nur nicht übertreiben und da kommt schon ein Radfahrer mit Packtasche in Sicht. Überholen! Kurz darauf der nächste usw. Sind Schwaben. Ältere Herren ohne E-Bikes. Grandios. Die letzten Kilometer fahr ich gemeinsam mit Georg. Oben machen wir dann Fotos. Netter Typ, BVB-Fan.
Ich esse einen Apfelstrudel und trinke einen Cappuccino – daher der Titel des Beitrages. „Am Dach der Tour“ ist halt zu fad als Titel. Also Cappuccino und Apfelstrudel und dann geht’s runter. Naja schnell nicht. Liegt aber nicht an den Bremsen, die funktionieren, liegt am Panorama. Der Wahnsinn. Auf dieser Seite des Passes ist nicht nur die Aussicht der absolute Hit. Kleine schmale Straße, fast kein Verkehr. Sensationell. Wow. Vergiss Stelvio – mein neuer Lieblingspass heißt Gavia. Vielleicht. Gibt schon viele schöne Pässe. Aber der Gavia kanns. Yeah! Meine Bremsen werden jedenfalls nicht heiß, i steh ja dauernd zum Fotografieren. Aber am besten ist die Pause, als eine Herde Schafe mir entgegenkommt.
Unten angekommen geht’s rüber zum Tonale. I bin aber ein bisserl übermotiviert und denk mir, dass i gerne zu einem Supermarkt möchte. Der Rest der Tour ist eher durch ganz kleine Dörfer und da gibt’s sowas nicht. Ich fahr also nicht „rüber“ und die 350 Höhenmeter rauf, sondern „runter“ nach Ponte di Legno. Die paar Meter fahr i halt dann wieder rauf. Bei der Abfahrt denk i mir schon: da geht’s aber ganz schön runter. Umdrehen tu i ned, wär ja sonst umsonst gewesen die Mühe. Also weiter runter. Na super, alle Supermärkte haben Mittagspause. I krieg nix. Also geh i zum Mittagessen. In einem Lokal ist Lasagne angeschrieben. Die will i. Ich bestelle und die Kellnerin spricht nix Deutsch und a few Englisch aber ich glaube Italienisch perfetto, quasi Nativspeaker. Lasagne kennt sie nicht. Ich erkläre: A typical italian Speciality, you have it on the menue. Antwort: i don’t understand. Ich esse Burger und Pommes. Burger war zu groß – Rest ist Abendessen. Jetzt geht’s rauf zum Tonale. Statt 350 sinds jetzt 650 Höhenmeter. Und beim Supermarkt war i a ned. Aber ein Stückerl Hamburger hab i mit. Mahlzeit. Bei der Auffahrt zum Tonale hats übrigens 38 Grad am Tacho – und in der Nacht is ma wieder kalt.
Nahe vom Campingplatz Dolomiti in Dimaro gibt’s einen Fahrradmechaniker. I bin vor 5 Uhr schon da, also am Campingplatz, also schau i dorthin, also zum Mechaniker. Na der hat Arbeit mit dem Ding (mein Rad). Der werkt mit Werkzeugen, die hab i noch nie gesehen. Biegen, klopfen und Kette tauschen. Ob´s was gebracht hat weiß i morgen und du vielleicht übermorgen 😉.
So, jetzt bin i also am Dolomitencamping in Dimaro. 100 Kilometer und 2 100 Höhemeter waren´s heute. Morgen geht’s nach Molveno.
Tag 6: Hot, hot, hot
Einen Gürtel hab ich jetzt auch. Ich hab den Gurt genommen, mit dem ich die Arschrakete zusätzlich festspanne. Ist nicht notwendig, im Gegensatz zur Hose hält die auch so. Der Gurt passt genau. Hat mir voriges Jahr der Christof auf unserer Turin-Nizza Geschichte geborgt. Da war der Gerhard Tri. auch dabei. Jetzt fährt er gerade das Three Peaks Bike Race von Wien nach Nizza. Alles Gute Gerhard und gib Gas!!! Also Gürtel von Christof – danke fürs Ausborgen und dass du ihn noch nicht wieder abgeholt hast. Oder haben wir gesagt, dass ich ihn dir bringe? Wurscht, da ist er und gut ist es so. Bekommst ihn eh wieder. Fürs Ausborgen gibt’s a Bier, oder zwei, weil Doppelverwendung. Hab ich also was gelernt: Ein Spanngurt kann auch ein Gürtel sein.
Um 9:30 Uhr hab ich dem Navi wieder vertraut und bin einen sowas von steilen Betonweg durch Obstplantagen runtergesaust um beim zweiten!! Fotostopp zu merken, dass i falsch bin. Wieder rauf. Ja – schieben. I bin schwer, das Rad auch. Aber: no Problem – tägliches Verfahren (um die Quote zu halten) ist damit abgehakt. Dann geht’s runter ins Tal und auf der anderen Seite rauf zum ersten Pass. Ich hab´s ja wirklich lieb das Navi – schickt mich durch wunderschöne Obstgärten. Lässig. Dann steh ich allerdings bei einem verschlossenen Tor an. Drüben ist die Straße. Da sollte ich hin. Rad drüberheben und nachklettern. Was dich die Autofahrer da wohl denken? Manchmal hab ich echt große Lust zu testen wie stoßfest das Navi ist.
Mittlerweile ist es unerträglich heiß. Der Wahnsinn. Aussicht eh gut, aber gegen gestern stinkts halt schon ab. Es ist heiß. Ich mach eine Pause im Schatten von Obstbäumen und fahr jetzt dann ohne Unterleiberl und ohne MTB Hose – schon mit Radlhose, die hab ich ja drunter an – weiter. Ich befestige alles mit meinem (upsi Christofs) Spanngurt – Gürtel brauch ich jetzt ja nicht mehr – Hose ist in der Arschrakete verstaut. So ist es besser, kühler.
Gut! Das oben hab ich in einer schönen Mittagspause auf einem Grill- Spiel- Rastplatz im Schatten geschrieben. Jetzt würde der Titel anders lauten. Das mit dem Quotenverfahren kannst auch vergessen. So viel hab i mi noch nie verfahren, wie auf der Tour. Heute also öfters als einmal und das kam so: Hab mir zur Feier des Tages ein Zimmer im Chalet Edelweiß gegönnt, gestern gebucht. Mit Frühstück und Abendessen. Luxus quasi. I freu mich auf ein richtiges Bett, wie herrlich. Jetzt bin i wirklich alt. Damals in Norwegen hab i mich nach der Tour am meisten über richtige Schuhe gefreut. Mit Schuhbändern und so. Hab ja nur Radlschuhe uns Flip-Flops mit. Jetzt ein Bett, ui mit mir geht’s bergab.
Also verfahren. Hotel, Bett, Frühstück – Luxus, alles gebucht. Ich hab extra auf Google geschaut wo das Hotel liegt. A bisserl vor Molveno – passt. Gleiche Höhe – auch wichtig. Passt auch. Aber jetzt fahr ich auf den Pass nach Andalo. 3 km fehlen noch und dann geht’s runter nach Molveno. Ich mach eine Pause bei einem Brunnen zum Wasser nachfüllen. Da schau ich doch gleich nach der Strecke zum Hotel. Zeit hab ich genug, also lautet der Plan: Seerunde radeln mit Gelati essen und dann zum Hotel. Ich schau auf der Buchungsbestätigung den Weg an und siehe da, rauf auf den Pass und dann noch 300 Höhenmeter dazu. Hotel ist auf dem Berg bei einer Seilbahnstation. Navigation geht aber nicht mit dem mitgeschickten Link. Die Adresse findet der Herr Google nicht. Aber das Restaurant neben dem Hotel findet er. Ich fahr dorthin. Aber falsche Seilbahnstation. Herr Google hat sich leider geirrt. Bringt mir aber nix. Wieder a Stück runter und anrufen, Standort schicken lassen und jetzt noch einmal 300 Höhenmeter rauf. Dabei hab ich heute einen lockeren, gemütlichen Radltag geplant gehabt. So ist es halt. Jetzt sind es zwar eh nur fast 85 km aber doch 2300 Höhenmeter geworden. Morgen geht’s dann nach Pelugo und da steht ein recht heftiger Berg im Weg, ist aber sicher voll schön da oben. Also aufi! Lieber Tommy, hab keinen G’spritzen getrunken sondern einen halben Liter Rotwein. Der war echt gut. Übrigens keine 50 km sind´s noch zum Gardasee. Morgen am Abend sind´s eher mehr. Mach ich alles richtig? Nachdem die da ein Bidet haben, hab ich wieder Wäsche gewaschen. Ich hoffe die Socken nehmen den Geruch der Blumen an – oder die Blumen gehen ein, was wahrscheinlicher ist. Am Gardasee werd ich die Socken jedenfalls entsorgen. Nicht im See natürlich. Sonst ist der Fischbestand gefährdet und i hab a Anzeige von den Tierschützern.
Tag 7: Rock´n´Roll
Gestern war i ja kurz so sauer, weil i des Quartier ned gefunden hab und rauf und runter und weit rauf müssen hab, dass i mir gedacht hab, i friss denen am nächsten Tag des ganze Frühstücksbuffet zam. Heute schaut des ganz anders aus. Gestern perfektes Abendessen und guter Wein, heute perfekte Aussicht vom Berg, perfektes Wetter und über die Stiegen runter hab i schon gemerkt: die Beine sind gut, da geht heute was. Heute hab i an lockerrn Tag geplant – Fotostopps und Gelatistopp. Carpe diem wie der Pauli, also Lateiner, sagt.
Hab mir beim Frühstück, nein eigentlich noch im Kuschelbett, vorgenommen: heute verfahre ich mich nicht. Hab ich´s geschafft? Für die richtige Antwort gibt’s genau nix. Hab´s nach ca. 500 Metern bei einer Baustelle geschafft den Weg zu verlieren, weil ich in die falsche Umleitung eingebogen bin. Aber so hab i auf dem steilen Stückerl zwei Esel getroffen, quasi Esel trifft Eseln und ich bin dann auf einer Downhillstrecke gelandet – geil. Nach 500 Metern ist der richtige Weg wieder neben mir. I bleib auf der Downhill Strecke – weil lässig. Let it Rock. Den Weg find i schon wieder. Recht gehabt.
Weiter geht’s bergauf und bergab und fast nur auf technisch schwierigen Stücken – lässig! Rock ’n‘ Roll.
Hitze! Grosse Hitze lässt mich eine Siesta im Schatten verbringen. Da geht’s mir gut. Der Gerhard Tri. fährt ja gerade das Tree Peaks Bike Race und das in gewaltiger Manier. Da geht dann nix mit Siesta, der fährt in der Hitze durch. Kann er auch, fährt ja schneller als ich und hat deshalb mehr kühlenden Fahrtwind. Ja, Training zahlt sich aus. Mach so weiter Gerhard, top Performance, super Leistung! Wenn du das liest, und du wirst es irgendwann lesen, zur Motivation für nächstes Jahr: global gesehen geht’s von Wien nach Nizza bergab.
Rauf auf den Passo Stablei. 1000 Höhenmeter auf teils Schotter, meist neben einem Bach – echt schön, aber heiß. Da hilft der Bach. 400 Höhenmeter vor dem Pass mach ich Mittagspause – Siesta. Ich esse a Wurst mit Panini und leg mich in den Schatten. Ich hab Zeit, fahr ja kein Rennen, ich fahr nur die Strecke vom Vorjahr des Alpencross Rennens nach. Jetzt ist Mittagspause.
Meine Bremsscheiben sind übrigens wieder silber gebremst, schwarz is out. Funktionieren auch wieder recht gut. Über die Schaltung und wie oft die Kette rausspringt herrscht tiefes Schweigen. So bleibt immerhin a bisserl a Unsicherheit, obs vielleicht doch passt. Und das ist gut so – die Schaltung hab i jetzt aber nicht gemeint.
Mittlerweile ist der Campingplatz erreicht nach einer steilen, langen Abfahrt. Bremsscheiben nicht mehr silber. Stört aber nicht, passt gut zum Gesamtkonzept. Apropos Gesamtkonzept. Ich wollte eigentlich zwei mal nicht am Campingplatz übernachten, sondern bei radfreundichen Leuten, die eine warme Dusche und ein Platzerl fürs Zelt frei zur Verfügung stellen. Hab ich über die Seite „warmshowers“ angeschrieben. Der erste ist gerade in Spanien – also geht da nix. Heute wäre der zweite Versuch. Seit Tagen hat sich aber niemand gemeldet. Warmshowers heißt das ganze. Ich bin da auch dabei. Seit ich fort bin, hat die liebe Susi zwei Familien beherbergt. Eine aus der französischen Schweiz und eine aus Kanada. Die Rezensionen sind gewaltig. Besser also wenn ich nicht da bin. Ich hab also gerade am Campingplatz eingecheckt, da lautet das Telefon und der Warmshowers Typ ist dran. Er war in Estland und hat erst jetzt die Mail gesehen. Ruft mich der gleich an. I hab den Campingplatz aber schon bezahlt. Hat er mich zum Frühstück eingeladen. Da komm ich doch gerne. Der wohnt gerade 500 Meter entfernt. Lässig. Zwar kein kostenloses Quartier, dafür Frühstück und a bisserl quatschen. Ich bin jetzt übrigens in Dare bei Spiazzo nach 64 km und 1440 Höhenmeter, die sich nach viel mehr anfühlen. Heute wars sehr technisch, also kraftraubend. Aber i gönn mir Elektrolyte und morgen geht’s zum Lago d‘ Idro. Mal schauen wie die Route ist. Heute wars gewaltig schön und lässig und relaxed.
Tag 8: Meeting friends
Sitz ich gestern an Abend in der Bar beim Eingang vom Campingplatz. Ned wegen Bier und Wein, nein ganz bestimmt nicht, nein! Wegen dir, weil da ist WiFi frei und i schreib an meinem Blog. Kommt ein Auto mit Wohnwagen an. A bisserl spät, aber okay. A Holländer, auch noch ganz normal. Das Auto fährt aber nicht, nein, es steht am Abschleppwagen oben auf der Ladefläche und der Wohnwagen hängt hinten am Abschleppwagen dran. Alles abgeladen – sind das meine Zeltnachbarn. Ich helfe beim Wohnwagen schieben und frag noch: „Bleibt der Wohnwagen wirklich so stehen?“ – „ja genau so“. Hin und her, noch a bisserl einrichten und endlich passt es ganz genau. Frag ich dann, warum sie die Tür direkt zur Rückwand des Nachbarn haben wollen – wollen sie aber nicht – der Wohnwagen steht genau verkehrt. Man, wie die sich ärgern. Also umdrehen und wieder hin und her und dann passt es wirklich. Das Auto parkt er schön ein, es läuft zwar a bisserl aber halt nicht ganz. Frage meinerseits: Bist gefahren wie der Max Verstappen? Der deutsche Nachbar findet es recht witzig, der Holländer ja eh auch. Er meint der Volvo erinnert ihn an einen Ferrari, da geht der Motor auch schon einmal a bisserl ein, wenn´s grad nicht so passt. Aber wann passt sowas denn schon? Der Antrieb von meinem Rad hört sich ja auch nicht so gut an. Ich bin nicht der Antrieb, ich bin der Motor. Antrieb sind Kette – ist neu – und Kassette – ist sauteuer- und Kettenblatt. Kettenblatt ist volle am Sand laut Radmechaniker, er hatte aber leider keines. Das läuft sich mit der neuen Kette schon ein hat er gemeint, i mein: des geht bald voll ein. Wahrscheinlich wenn´s grad gar nicht so passt. Der Deutsche, der da mitgeholfen hat beim Wohnwagen einparken, hat mich übrigens erkannt hat er gemeint. Er hat mich am Campingplatz in Dimaro gesehen. Kann stimmen, ich war dort.
Heute beginnts ja voll lässig mit einer Frühstückseinladung. Voll nett, super Frühstück auf der Terrasse. Tipps für den Verlauf meiner heutigen Strecke. Alles bestens. Ich war um 8 Uhr dort und wollte um 8:30 Uhr weiter, hats aber nicht gespielt. Abfahrt 9:30 Uhr – es war halt so gemütlich und heute hab ich einen lockeren Tag vor mir. Das passt schon. Bevor der Anstieg (1000 Höhenmeter am Stück und das steil – soviel zu locker) beginnt, ist da ein Restaurant am Radweg. Ich überlege noch, ob ich was essen oder trinken soll – tu ich nicht, weil ich eh so spät weggekommen bin. Da spring plötzlich wer von der Restaurantterrasse runter zum Radlweg und schreit laut: „He Harald“ in bestem schwäbischen Deutsch. War´s der Georg und seine Schwabenpartie vom Gaviapass. Die Tourenfahrer, die ich der Reihe nach überholt hab und den Georg, mit dem ich die letzten 3 km zum Pass gemeinsam gefahren bin und voll nett getratscht hab. Voll nett, lässig wieder getratscht. Sie fahren nach Malveno. Dort ist es schön, ich war ja gestern dort. Schöne Tour noch und lässig das Wiedersehen – so a netter, der Georg – könnte einer meiner zwei Lieblingsschwaben sein. Übrigens: er ist BVB Fan.
Jetzt ist das wirklich eine Cookiemonster Tour geworden, obwohl ich es schon irgendwann zwischen Herbst und Winter beim RC Ybbs ausgeschrieben hab. Hat sich leider niemand gemeldet, ist aber eh auch alleine eine schöne Tour. Warum macht da keiner mit? Zu spät ausgeschrieben? Übrigens: Was liegt zwischen Herbst und Winter? Na das „und“. 😉 Scherzerl!
So, der Anstieg! Ich bin ja jetzt schon am Campingplatz in Molina di Ledro am Ledrosee. Geplant war Lago di Idre, aber der Jovanni von der Frühstückseinladung und der Schwabenschurrl haben beide gemeint, dass der Ledrosee schöner ist. Mir war es egal, weil der Weg zu beiden Seen gleich weit war, erst auf der Abfahrt vom Berg bin ich dann abgebogen zum Ledrosee. Spoiler: Ich bin also angekommen. War aber eh klar: lockerer Tag. Ab dem Restaurant (Meeting Schurrl) ist also ein Anstieg: 8 km und gut 1000 Höhenmeter, heißt: steil. Seit dem Gaviapass hab ich mich aber eh an das Gewicht vom Radl gewöhnt. Des dauert immer ein paar Tage, dann geht’s recht gut. Gemütlicher fahren, anderer Rhythmus und dann geht’s dahin. Die ersten 4 km gehen jetzt auch super, obwohl es eine Hitze hat – hot, hot, hot. Dann wird´s lässig. Singletrail, Wanderweg. Technisch schwierig, fordernd, geil. Das ist Mountainbiken pur. Es wird steiler, jetzt ist schieben angesagt, macht nix, gehört zum Mountainbiken einfach dazu. Dann wieder fahren, Schritttempo, weil so steinig und steil. Ganz schwer zu fahren, dann wieder schieben und schwupps bin i oben. Wieder runter? Falsch gedacht. Es geht oben auf einen Wanderweg dahin, rauf und runter, das Navi meint in 550 m links auf einen Wanderweg abbiegen, in 300 m rechts auf einen Wanderweg abbiegen, in 230 m gerade auf dem Wanderweg bleiben usw. Irgendwie ist es meistens auch für mich ein Wanderweg. Aus der „Juhu super Trail“ Euphorie wird dann nach a paar Stunden eine „der Wanderweg kann mi am A… lecken“ Stimmung. Ich denk mir: Warum nimm i zum Wandern a Radl mit? Zusätzlich bin i irgendwo im nirgendwo. Kein Biker, kein Wanderer, keine Hütte, garnix und das seit Stunden. Obwohl man ganz ehrlich sagen muss, dass man da am Wanderweg ned schieben muss. Man darf da schon fahren, sind auch so Mountainbike Wegweiserschildln da. Allein es fehlt am Können oder besser an der Kraft, an der Kondition. Hätte a bisserl a Training doch nicht geschadet. Obwohl – soviel Training gibt’s gar ned, dass man das mit einem Radl derfahrt, schon gar ned mit Gepäck. So ist aus dem lockeren ’ned einmal 60 km und grad gute 1500 Höhenmeter Tagerl‘ a richtig anstrengender Biketag geworden. Soll eh so sein und die meiste Zeit wars eh recht lässig. Soviel technisch und so schwer hab i halt noch nie gehabt. Schieben bergauf, schieben bergab, tragen eh nur bergab, und wenn fahren, dann langsam und Wurzel und Steinen ausweichen oder drüber und das teils steil rauf wie runter. Ja, das ist Mountabiken am Gardasee. Wie weit bin i jetzt eigentlich vom Gardasee entfernt? Genau 11 km. Und, wer glaubt jetzt, dass i da morgen gemütlich hinrolle? Für die richtige Antwort gibt’s wie immer nix. Nicki, Nils, Pauli und Susi (Namen natürlich streng nach Alphabet geordnet) i freu mich schon so auf morgen auf euch. Endlich! Dann hat die Radlerei auch einmal Pause. Urlaub! Aber: eine Etappe gibt’s noch.
Tag 9: Bitte Ruhe!
I halt die Musik nimma aus. Im Waschhaus am Campingplatz, übrigens alles vom feinsten, da ist es nicht nur sauber, da ist es auch ein bisserl laut. Ja auch aus den Häuselkabinen – mit automatischer Spülung ausgestattet – aber auch so im ganzen Waschhaus, weil da immer so eine klingeling, bim, bim, trallala, trillili usw. Musik spielt. Immer. Ist nicht so schlimm würde man meinen. Könnte man, tu ich aber nicht. Mein Zelt steht genau neben dem Waschhaus. Gestern war´s mir ja noch wurscht. Ich bin am Abend am Strand gesessen, hab Weintrauben verdrückt (nicht vergoren) und an meinem Blog getippt. Dann bin ich ins Zelt gekrochen. Es war warm. Jetzt ist es plötzlich immer so heiß, auch in der Nacht. Unser Klima fällt mir schon auf, ist momentan nicht sehr camperfreundlich. Mir war immer kalt oder heiß. Egal, das war gar nicht so mein Problem. Die Musik hab ich eh auch gar nicht so gehört, bis ich dann irgendwann in der Nacht aufwach und immer hört man leise dieses klingeling, bim, bim, trallala, trillili usw. Irgendwann reichts, ich pack die Sachen und steh auf, Zelt abbauen und ab die Post. 6 Uhr – los geht’s, rauf auf den Tremalzo – Gardasee Mountainbike Klassiker, da muss i rauf und drüben runter zum Gardasee. Was fällt auf, außer dem Fehlen nervender Musik, dem Fehlen der Gluthitze? Es ist ruhig. Der Antrieb schnurrt leise dahin. Kein knacken und rattert, nix. Jetzt hat sie es geschafft, die Kette. Es hat halt etwas gedauert, bis die Schmierung weg war und dann hat alles gerieben und gerattert und jetzt passt es, Kettenblatt ist ausgetrieben und an die Kette angepasst und jetzt geht’s. Könnte man wieder ein bisserl Öl draufgehen. Könnte man! Könnte aber auch wieder schlechter werden, besser das Öl – wie der Italiener meint – auf den Salat geben. Aber Achtung: anderes Öl nehmen.
Hitze, irre Hitze, 38 Grad zeigts am Tacho an. Am Tremalzo wars noch angenehm, runterfahren war der Hit. Einfach sensationell. Riva – Mittagspause und ein Eis und dann geht’s weiter zum letzten Anstieg der Tour. Rauf zum Tennosee. 600 Höhenmeter, also recht gemütlich. Aber 38 Grad. Teilweise geht’s recht steil zwischen den Olivenbäumen. Des ist mir heute zu anstrengend. I schau, dass i auf der Straße bleib. Null Verkehr, Hitze gleich, aber nicht steil, also mehr Tempo und kühlender Fahrtwind. Also Tempo erhöhen und alles ist gut. Campingplatz erreicht, Family kommt auch gleich und jetzt geht’s los – Urlaub. Schön, dass ihr da seid. Ich freu mich so auf den gemeinsamen Urlaub. Danke, dass ich das machen darf. Also beides: radeln und natürlich auch Urlaub..
Ciao!