Zu Ostern durch Slowenien (West-loop)

Es ist wieder soweit, Bikepackingzeit. Eigentlich ist ja immer Bikepackingzeit, aber halt nicht immer die Zeit für Bikepacking. Jetzt ist sie da, die Zeit. Ich sitze im Zug nach Villach und freu mich auf einen Trip durch den Westen von Slowenien. Ostern – endlich Frühling usw. aber nix da. Kalt ist es – ich hab also den warmen Schlafsack eingepackt. Auf die Kälte bin ich also vorbereitet und das Wetter soll ja recht schön werden. Ich bin ja eh nur vier Tage unterwegs. Die Zugfahrt ist auch recht amüsant, ich sitze bei einem jungen angehenden holländischen Piloten, der in Wiener Neustadt die Flugschule besucht und in der Freizeit per Klimaticket Österreich erforscht. Radfahrer ist er auch – unsere Gespräche recht unterhaltsam und auf ja und nein muss ich in Villach aussteigen – es geht los.

Tag 1:
Nach wenigen Kilometern geht´s über den Wurzenpass nach Slowenien. Ja, aber ganz so einfach war´s dann doch nicht – 18 % Steigung, das ist nicht nix, das ist was, ordentlich was. Da muss man auch schon mal so ein richtig bepacktes Radl schieben – ja, das hab ich gemacht, sonst wär die Kraft wohl aus meine Hax´n ausgelaufen wie des Bier aus an Wieselburger Volksfestfassl. Oben am Wurzenpass ist dann die Grenze und ich bin in Slowenien. Los geht´s mit dem Slovenia West Loop, einem Gravelabenteuer, dass ich auf Komoot gefunden hab.

Kurz vor Kranjska Gora sieht man auf die Weltcupstrecke, irre steil der Hang – beeindruckend. Dann geht´s rauf auf den Vrsic Pass. Für die Beschreibung dessen braucht es nur ein Wort: beeindruckend!!!

Ich mach dann, dem aufkommenden Hunger geschuldet, eine Pause an der Soca und koche mir ein paar Nudeln und dann geht´s weiter der Soca folgend – auch sehr beeindruckend – bis in die Dunkelheit hinein zu einem Campingplatz. Inzwischen ist es 22 Uhr vorbei und der Campingplatz hat nicht „nicht mehr“, sondern jahreszeitbedingt „noch nicht“ geöffnet. Wurscht, am Schranken vorbei, Zelt aufbauen und bei der Soca waschen und ab ins Zelt, gute Nacht. Leicht gesagt, es hat vorm Zelt einen leichten Minus, drinnen ist es wärmen. Ich bin ja vorbereitet: Schlafsack für 10° plus und nicht den dünnen Sommerschlafsack, Inlay für den Schlafsack und drüber einen Biwaksack, selbst hab ich Beinlinge an und eine Daunenjacke. Ist mir kalt? Nein! Naja, außen beim rauskraxeln wegen dringendem Bedürfnis – das war schon kalt. Aber so richtig erholsam war´s auch nicht. Ich beschließe am nächsten Tag – ich nehm mir ein Zimmer. Muss eh meine Powerbank aufladen. Übrigens: Ein Bagger auf einer Schotterstraße bedeudet nix Gutes, da wird´d unweigerlich sehr holprig – zumindest bei mir war das so.

Tag 2:
Ich stehe um 5 Uhr auf und sitze um 5:30 Uhr am Rad. Es ist frisch und ich hab so ziemlich alles an, was ich so mithab. Ich radle entlang der Soca. Ganz einsam. Es ist traumhaft schön und traumhaft ruhig. Irgendwann bieg ich dann ab und die Soca ist verschwunden. Ab jetzt wird gegravelt. Richtig gegravelt. Höhenmeter en Masse und richtig steile Anstiege. Nicht sehr lang aber so richtig anstrengend. Mein Rad ist kein Gravelbike, hat aber eh Profilreifen. Die Übersetzung tut mir jetzt schon ein bisserl weh. Da würd noch ein Gang mehr nicht schaden, besser wären noch zwei. Aber was solls, heute wird nicht geschoben. Heute heißt es „einitreten“. Ja genau, entweder steil aufi einitreten oder gegen den recht heftigen Gegenwind einitreten. Bergab ist es glaub i nie wirklich gegangen. Irgendwas stimmt da nicht. Die Landschaft ist jedenfalls sehr schön, die Strecke eigentlich auch.

Es geht ein ein Naturschutzgebiet, so ein Vogelbeobachtungsgebiet, vorbei an Schluchten und irgendwann bin ich dann in Ljubljana und da hab ich auch ein Zimmer und so gibt´s eine richtig ordentliche Dusche und Handy, Tacho und Lichter werden aufgeladen. Morgen gibt´s dann wohl Rückenwind.

Tag 3:
Abfahrt ist heute um 6 Uhr. Es ist kalt. Um 7 Uhr sitz ich in einer Tankstelle und trinke Kaffee. In erster Linie um meine Finger aufzuwärmen. Gewand hab ich eh genug, aber die Handschuhe sind für -4 Grad dann doch etwas zu dünn – also Pause. Dann geht´s weiter und die Sonne kommt heraus. Es wird rasch wärmer und ich komm gut voran, für Gravel halt, aber das passt schon. Übrigens ist es windstill. Am Nachmittag bin ich wieder in Kranjska Gora – die Slowenien Westschleife ist damit beendet. Ich fahr über den Wurzenpass (auch auf dieser Seite steil) zurück nach Österreich und in Villach beim Mc D. denk ich bei einer Stärkung über die weitere Vorgangsweise nach. Für´s Zelten ist es mir eindeutig zu kalt. Weiter Richtung Heimat radeln und am Weg ein Zimmer suchen oder jetzt in einen Zug einsteigen (billigere Lösung). Eh klar, ich fahr weiter. Übers Handy buche ich gleich ein Zimmer in der Nähe von Glanegg und los geht´s. Nach ca. 40 km erreiche ich ein recht schönes Zimmer. Super, alles richtig gemacht.

Tag 4:
Frühstück gibt´s erst ab 7 Uhr und das lass ich nicht aus. Abfahrt ist heute also erst ab 7:30 Uhr – macht nix. Heute werden´s wohl 230 km und ca. 3 000 Höhenmeter, aber ich hab da Zeit. Ich fahr einfach in die Nacht hinein, egal wann ich ankomme, zu Hause wartet ein warmes Bett auf mich. Inzwischen genieße ich die schöne Strecke. Vorbei an Seen, Burgen und schönen Bergen biege ich dann ein ins Lachtal. Eher nicht zum Lachen, eher anstrengend, aber sehr schön. Oben ist es wieder kalt, dann geht´s über den Triebener Tauern und gleich darauf über die Kaiserau ins Gesäuse. In Admont hat mein Navi noch eine schöne Überraschung für mich bereit. Ich bleib nicht auf der Hauptstraße, sondern darf abbiegen und über kleine Straßen, sehr steile Straßen bergaufradeln. Irgendwann bin ich dann doch auf einer Bergkuppe und dann darf ich zum Buchauer Sattel runterradeln – danke liebes Navi! Weiter geht´s über Weyer nach Waidhofen, da gönn ich mir eine Kebap-Stärkung, zieh mich wieder warm an, montiere meine Beleuchtung und fahr hinein in die Finsternis. Voll ruhig, voll schön – coole Stimmung. Um 21:30 Uhr bin ich dann zu Hause und genieße ein gutes Bier gemeinsam mit dem lieben Nicki! Danke, schön wars!

Schlussendlich waren´s knapp 700 Kilometer und 9 500 Höhenmeter in vier Tagen – und super schön in Slowenien! Hinfahren lohnt sich!

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